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Julien Apothéloz (links) und Teamkollege Riccardo Leone Cirelli im Team von Mücke Motorsport für die Saison 2024

Viel Pink und eine neue Ausgangslage: Julien Apothéloz (links) posiert mit seinem Teamkollegen Riccardo Leone Cirelli. Foto: PD

Gockhauser Rennfahrer

Gleiches Auto, anderes Team – und eine ungewohnte Rolle

Der Gockhauser Julien Apothéloz geht mit veränderten Vorzeichen in seine zweite Prototypensaison.

Viel Pink und eine neue Ausgangslage: Julien Apothéloz (links) posiert mit seinem Teamkollegen Riccardo Leone Cirelli. Foto: PD

Veröffentlicht am: 16.04.2024 – 15.43 Uhr

Es ist ein Name, der Motorsport-Enthusiasten aufhorchen lässt: Mücke Motorsport. Mit diesem Team bestreitet der Gockhauser Julien Apothéloz seine zweite Saison im Prototype Cup Germany, die am Wochenende beginnt.

Den deutschen Rennstall gibt es seit über 25 Jahren, er hat sich früher in den tieferen Formelklassen einen Ruf als Talentschmiede erarbeitet. Sebastian Vettel, Robert Kubica und Sébastien Buemi fuhren beispielsweise für das Team, das in der DTM zudem Mercedes-Werksteam war.

Keine schlechte Adresse also – das dachte sich auch Apothéloz. Weil bei seinem bisherigen Team lange unklar war, wie es weitergehen würde, kam die Anfrage des 78-jährigen Teamgründers Peter Mücke im letzten Dezember gelegen. Einig wurde man sich rasch – und vorzustellen brauchte sich der Gockhauser nicht wirklich.

Die Mücke-Piloten gehörten in der letzten Saison zu seinen Hauptgegnern auf der Strecke – am Ende sicherte sich Apothéloz mit seinem Teamkollegen den 2. Gesamtrang, unmittelbar vor seinem neuen Team. «Julien hat bewiesen, dass er schnell und zuverlässig ist. Ausserdem ist er ein sehr angenehmer Typ», wird Peter Mücke in einer Medienmitteilung zitiert.

2023 machte der Gockhauser den ersten Schritt im neuen Umfeld – nachdem er sich entschieden hatte, vom teuren GT-Sport zu den boomenden Prototypen zu wechseln. Nun wechselt er zwar das Team, aber weder die Serie noch das Auto.

Die LMP3-Rennwagen, mit denen im Prototype Cup Germany gefahren wird, sind quasi Einheitsfahrzeuge, die von zwei verschiedenen Herstellern geliefert werden – mit Einheitsmotoren und minimen Unterschieden am Chassis.

Der Aufstieg war schon nah

Während der letzten Saison durfte Apothéloz kurzzeitig gar mit dem Aufstieg in ein LMP2-Auto liebäugeln. Das wäre – analog wie die Formel 2 – bereits die Vorstufe zur höchsten Klasse, den Le Mans Hypercars (LMH), mit denen die Profis in der Langstrecken-WM um einen der prestigeträchtigsten Titel des Motorsports fahren.

«Nach nur einem Jahr schon den nächsten Schritt zu machen, wäre wahnsinnig gewesen – aber mir tut auch ein weiteres Jahr LMP3 ganz gut», sagt Apothéloz. «Dass ich Wissen aus der Vorsaison mitnehmen kann, hatte ich so noch nie in meiner Karriere.» Dazu kommt: Seine Rolle ändert sich. Erstmals hat der 23-Jährige nicht mehr einen älteren, sondern einen deutlich jüngeren Teamkollegen, der direkt aus dem Kartsport kommt.

Erst 16 Jahre alt ist der Italiener Riccardo Leone Cirelli, mit dem sich Apothéloz das Auto an den sechs Rennwochenenden mit je zwei einstündigen Läufen teilt. «Was ich an den Tests von ihm gesehen habe und wie ich ihn erlebte, macht mich sehr zuversichtlich», sagt Apothéloz.

Nun ist er also der ältere, erfahrenere Pilot, der sich bereits einen gewissen Namen gemacht hat. «Von mir wird nun erwartet, dass ich stärker den Lead übernehme. Und wenn es um Set-up-Arbeiten geht, werden von mir mehr Informationen erwartet als bisher.» Es ist ein Status, für den er sich reif genug fühlt – und einer, der ihn auch vorwärtsbringen kann.

Mehr Konstanz ist gefragt

So ist er noch stärker im Fokus als bisher. Und er hat sich vorgenommen, auch dann kompromisslos zu sein und ans Limit zu gehen, wenn es vordergründig noch nicht um viel geht – in den Tests und Trainings.

«Im Qualifying kann ich schon voll pushen, und im Rennen gelingt es mir gut, mich zu positionieren und Dinge zu antizipieren. Aber nicht in jedem Test.» Die grösste Hürde dabei: der Gedanke an einen Unfall. Nicht aus Angst vor einer Verletzung – sondern aus Respekt vor den entstehenden Kosten.

Dass Apothéloz noch nie gravierende Schäden verursachte, ist allerdings auch eine Qualität, die sich herumspricht. Im GT-Sport wurde er schon für ein Langstreckenrennen engagiert, weil ein Teamchef ihm sagte: «Wir wissen, dass bei dir nichts passiert.»

Immer konstant schnell sein, das ist eine Fähigkeit, die bei den Herstellern gefragt ist, wenn sie Fahrer unter Vertrag nehmen. «Die Luft wird dünner, je höher du kommst. Da zählt jede Zehntelsekunde in jeder Trainingssession. Man hat so wenig Zeit zum Testen – da muss man jedes Mal das Maximum herausholen.»

Finanziell bringt der Wechsel zu Mücke übrigens Vorteile mit sich. Apothéloz kassiert zwar keinen Lohn, er muss aber deutlich weniger Geld mitbringen als bisher. Schon in der letzten Saison konnte er die Summe weitestgehend durch Sponsoren decken. Dazu sucht er Startmöglichkeiten in GT-Rennen, bei denen er im besten Fall kostenfrei bleibt.

In welchem Zeitraum ein Werkvertrag und ein Platz in einem LMH-Boliden realistisch werden könnten, darüber mag Apothéloz nicht spekulieren. «Es ist eine extrem volatile Sache», sagt der Wirtschaftsstudent. «Was ich tun kann, ist, mich auf den Sport zu fokussieren. Wenn ich einen Topjob mache, dann könnte ich eine Chance bekommen.»

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