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Porträt von Benjamin Fischer.

Benjamin Fischer – hier 2022 auf der Geschäftsstelle der kantonalen SVP – zieht von Volketswil weg ins Unterland. Foto: Urs Jaudas

Benjamin Fischer zügelt

Volketswil verliert einen Nationalrat

Seit zwei Jahren hat Volketswil gleich zwei SVP-Nationalräte. Doch nun zieht Benjamin Fischer ins Wehntal.

Benjamin Fischer – hier 2022 auf der Geschäftsstelle der kantonalen SVP – zieht von Volketswil weg ins Unterland. Foto: Urs Jaudas

Veröffentlicht am: 28.02.2024 – 16.02 Uhr

Am 28. Februar 2022 wurde der damals 30 Jahre alte Benjamin Fischer (SVP) als Nationalrat vereidigt. Er ersetzte in der grossen Kammer Hans-Ueli Vogt. Damit vergrösserte sich nicht nur die Oberländer Delegation in Bern, sondern Volketswil stellte gleich zwei Nationalräte. Seit 2015 vertritt der ehemalige Volketswiler Gemeindepräsident Bruno Walliser dort wie Fischer die Schweizerische Volkspartei.

Zwei Männer stehen an einem Tisch.
Die beiden Volketswiler Nationalräte Benjamin Fischer (links) und Bruno Walliser an der Wahlfeier im Oktober 2023. Foto: Seraina Boner

Diese Doppelvertretung ist aber bald zu Ende. Per 1. April zügelt Fischer mit seiner Familie nach Oberweningen im Zürcher Unterland. «Am 13. Dezember ist unsere Tochter zur Welt gekommen. Damit sind wir jetzt zu fünft, und in unserer Wohnung ist es etwas eng geworden», begründet Fischer, der bisher sein ganzes Leben in Volketswil verbracht hat, den Weggang.

Er habe sich zwar in Volketswil und der Umgebung umgeschaut, aber auf Anhieb nichts Passendes gefunden. Hinzu kommt auch der Wunsch seiner Frau nach einer Rückkehr in den Ort, in dem sie aufgewachsen ist. «Sie ist für mich nach Volketswil gezogen, dafür bin ich ihr bis heute dankbar. Jetzt ist es an mir, einen Kompromiss einzugehen. Das macht eine gute Ehe aus», betont der dreifache Vater.

Zu den beiden fünf- und einjährigen Buben ist vor gut zwei Monaten ein Mädchen gekommen. Der Umzug sei auch aus schulischer Sicht ein guter Zeitpunkt. Das älteste der drei Kinder ist nun im Kindergarten. Jetzt komme ein Wohnortwechsel noch infrage.

Früh in die Politik

Fischer wuchs zusammen mit seinen fünf Geschwistern auf einem Bauernhof mitten im alten Dorfteil auf. Der Hof wird nun von seinem Bruder weitergeführt. Er selbst bildete sich zum Betriebsökonomen aus und ist seit zwei Jahren bei der Swiss Life als Analyst tätig.

Ein junger Mann schaut in die Kamera.
2016 übernahm Benjamin Fischer das Präsidium der Jungen SVP Schweiz. Foto: René Brechbühl

Schon früh, mit 20 Jahren, zog es Fischer in die Politik. Den Einstieg nahm er 2011 als Vizepräsident der SVP Volketswil. Während acht Jahren war er deren Präsident, war stellvertretender Generalsekretär der schweizerischen Jungpartei und bald deren Präsident. Weitere Stationen waren der Kantonsrat, in dem Fischer sieben Jahre sass, und das Präsidium der kantonalen SVP. Dieses Amt versah er allerdings nur arbeitsintensive zweieinhalb Jahre lang.

Sprung in Gemeinderat verpasst

Der Rücktritt damals sei aus Zeitgründen erfolgt. Die kommunalen Wahlen im Frühling 2022 unter seiner Ägide verliefen für die SVP allerdings kantonsweit gar nicht nach Wunsch. Auch er selbst musste eine herbe Enttäuschung verkraften. Er hatte für den Gemeinderat Volketswil kandidiert. Doch von den neun Kandidaten schnitt er am schlechtesten ab und verpasste den Einzug in die Gemeindeexekutive.   

Porträt von Benjamin Fischer, dem Präsidenten der Zürcher SVP.
Während zweieinhalb Jahren präsidierte Benjamin Fischer die Zürcher SVP. Foto: Urs Jaudas

«Ich würde lügen, wenn ich sage, die Nichtwahl hätte mich nicht getroffen», hält Fischer im Rückblick fest. Die Nichtwahl habe nun aber auch den Vorteil, dass er und seine Familie seit seinem Wechsel vom Kantons- in den Nationalrat nicht mehr ortsgebunden seien. Mit der Zusage zur Gemeinderatskandidatur habe er sich selbst dazu verpflichtet, im Fall einer Wahl mindestens acht Jahre in Volketswil zu bleiben. Das sei ja nun nicht eingetreten.

Doch mit Volketswil sei und bleibe er verbunden: «Ich habe hier meine Kindheit und Freizeit verbracht, bin hier zur Schule gegangen, ich kenne viele wunderbare Menschen von Volketswil und Orte, die nur wenige kennen. Kurz gesagt: Volketswil ist meine Heimat.» Und diese liege ihm auch künftig am Herzen.

Ausgelastet

Am neuen Wohnort stehe ein Engagement auf kommunaler oder regionaler Ebene «sicher nicht im Vordergrund». So sei er seit dieser Legislatur im Nationalrat in zwei Kommissionen, sei beruflich gefordert, habe drei kleine Kinder und leiste seinen Militärdienst.

«Mir wird nicht langweilig. Ich habe es im Leben immer so gehalten: Wenn es mich irgendwo braucht, überlege ich es mir. Aber ich glaube und hoffe nicht, dass jemand auf mich gewartet hat.»

Mit dem Umzug gebe es keine Verschiebung seiner politischen Themen. «Aktuell müssen wir das Finanzproblem des Bunds lösen sowie gleichzeitig die Verteidigungsfähigkeit der Armee wiederherstellen.» Beides gelte es zu bewerkstelligen, möglichst ohne die Bevölkerung weiter zu belasten, denn die wirtschaftliche Situation sei immer noch unsicher.

Zudem müsse endlich die Zuwanderung begrenzt werden. «Im letzten Jahr sind netto rund 100'000 Personen in die Schweiz gekommen. Das ist zu viel.» Es gebe zu wenig Wohnraum, eine junge Familie könne sich die Mieten kaum mehr leisten, von einem Eigenheim ganz zu schweigen.

Lokale Infrastruktur im Fokus

Er sehe selbst, dass die Schulen überlastet seien. Wenn mehr als die Hälfte der Kinder in einer Klasse nicht richtig Deutsch spreche, sei normaler Unterricht kaum mehr möglich. Zudem fehle die nötige Verkehrsinfrastruktur.

In den nächsten Wochen wird Fischer seinen Fokus allerdings gezwungenermassen von der nationalen auf die ganz lokale Infrastruktur legen müssen. In Volketswil gilt es zu packen und sich in Oberweningen neu einzurichten.

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