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Man sieht die Rückstände eines Grillfests an einer öffentlichen Feuerstelle.

Littering an der Feuerstelle Huzlen in Volketswil. Foto: Leserreporter

Was tun?

Littering beschäftigt – auch in Volketswil

Nachdem wir Leserbilder von vermüllten Grillstellen veröffentlicht hatten, erreichten die Redaktion weitere Bilder, diesmal aus Volketswil. Das Thema beschäftigt die Menschen – und auch die Gemeinden.

Littering an der Feuerstelle Huzlen in Volketswil. Foto: Leserreporter

Veröffentlicht am: 17.04.2024 – 14.51 Uhr

Das schöne und warme Wetter lockte am vergangenen Wochenende Gross und Klein an die Feuer- und Grillstellen in der Region. So weit, so gut. Viele der Sonnen- und Grillhungrigen hinterliessen an den Picknickplätzen aber ein Schlachtfeld.

Nach Bildern aus Effretikon und dem Kemptnertobel erreichten uns ähnliche Fotos aus Volketswil. An der Feuerstelle beim Aussichtspunkt Huzlen liess eine Partygruppe nicht nur Verpackungen, Pappteller und Getränkeflaschen zurück. Zwischen Plastik und Alu finden sich auch halb volle Saucentuben und Essensreste.

Es sind Bilder, die manche an der Erziehung oder gar der Menschheit zweifeln lassen – oder an beidem. Viele verdächtigen hinter dem Mülldebakel junge Menschen. Doch Empörung oder Verzweiflung lösen das Problem nicht. Wegschauen und hinnehmen aber auch nicht.

Gemeinden setzen auf Freiwillige

Das Thema Littering beschäftigt auch die Gemeinden – in der warmen Jahreszeit stärker als im Winter. «Bei schönem Wetter gibt es natürlich mehr Littering», sagt Sandra Zimmermann, Sachbearbeiterin Abfall der Gemeinde Volketswil. «Dann verlagert sich der Aufenthaltsort von drinnen nach draussen.»

Als Hotspots nennt Zimmermann die «Fast-Food-Meile» an der Industriestrasse, die Pfäffiker-, die Hegnauer-, die Zentral- und die Stationsstrasse – und die Grillstelle Huzlen. Schiebt dann aber hinterher, dass Littering fast überall stattfindet. «Und seien es ‹nur› die Zigarettenstummel.»

Man sieht drei kreisrunde, farbige portable Aschenbecher.
Ende 2021 verteilte die Gemeinde Volketswil tragbare Aschenbecher gegen Zigarettenstummel auf der Strasse. Foto: PD

526 «Zigi-Stummel» hat Marianne Trampe mal auf ihrer rund einen Kilometer langen Strecke während anderthalb Stunden eingesammelt. Trampe ist eine von 16 Raumpatinnen und Raumpaten, die Volketswil seit zwei Jahren dabei unterstützen, sauber zu bleiben oder vielmehr zu werden.

Sie verpflichten sich, während mindestens sechs Monaten ein- bis dreimal die Woche den gröbsten Abfall zusammenzunehmen. Die Gemeinde stellt ihnen dafür Gebührensäcke, Warnwesten und andere Hilfsmittel zur Verfügung und bedankt sich einmal im Jahr mit einem Apéro.

Der Aufwand scheint sich zu lohnen. Laut Zimmermann hat das Littering in den letzten zwei Jahren dank den Raumpatinnen und Raumpaten abgenommen. Verlässliche Zahlen habe die Gemeinde aber nicht.

100 Tonnen Abfall pro Jahr

Auf dieselbe Art von freiwilligem Bürgerengagement setzt Illnau-Effretikon schon seit mehr als 15 Jahren. Mittlerweile sorgen die Raumpaten noch in rund 20 Zonen in Effretikon, Illnau, Ottikon und weiteren Ortsteilen aktiv für Sauberkeit und Ordnung.

In der 17’500-Einwohner-Stadt falle vor allem der Effi-Märt-Platz negativ auf, sagt Reto Loosli, Leiter Umwelt. «Seit die Stadt auf dem Märtplatz mobile Sitzgelegenheiten bereitgestellt hat, beobachten wir dort vermehrt Littering», ergänzt er. Über die Jahre gesehen sei die «gelitterte Abfallmenge» aber etwa konstant.

Genaue Kosten für Massnahmen gegen Littering weist die Stadt nicht separat aus. Für Personal, Material und Entsorgung belaufen sich die jährlich wiederkehrenden Kosten nach groben Schätzungen auf 100’000 bis 150’000 Franken.

Die Raumpaten sind dabei nur ein Zusatz zum städtischen Unterhaltspersonal und zu den über 300 öffentlichen Abfallbehältern im Stadtgebiet. Insgesamt sammelt die Stadt jedes Jahr knapp 100 Tonnen Abfall zusammen.

Breites Massnahmenpaket für mehr Sauberkeit

«Grundsätzlich gilt, dass Abfall weiteren Abfall anzieht», so Loosli. «Die Stadt ist daher bemüht, gelitterte Abfälle möglichst rasch einzusammeln.» Das Unterhaltsteam ist dafür von Montag bis Samstag, wenn nötig auch sonntags, unterwegs.

Mindestens einmal im Jahr finden in den Gemeinden auch grosse Putzaktionen statt, wie zum nationalen Clean-up-Day jeweils Anfang September. Daneben hat die Gemeinde Volketswil vor vier Jahren die Stelle «Sachbearbeiterin Abfall» geschaffen, die Sandra Zimmermann innehat. Ein 40-Prozent-Pensum.

Deren Ziel soll es sein, die Bevölkerung mit Kampagnen zum Thema Littering zu sensibilisieren. Solche prangen dann auch mal als Dachwerbung an lokalen Bussen. Wie die aktuelle Kampagne «Werde Gotti oder Götti», mit der Volketswil weitere Raumpaten sucht.

Ein Bus der Verkehrsbetriebe Glattal, an dem eine Werbekampagne prangt.
Mittels Dachwerbung an zwei VBG-Bussen suchte Volketswil letztes Jahr Raumpatinnen und Raumpaten. Foto: PD

Letztes Jahr startete Illnau-Effretikon die breit angelegte Anti-Littering-Kampagne «ILEF bliibt suuber». «Die Kampagne schlug sich bisher nicht in messbaren Ergebnissen nieder», hält Reto Loosli fest. Weil sie von der Bevölkerung aber mehrheitlich positiv aufgenommen worden sei, möchte die Stadt sie im kommenden Jahr weiterführen, wenn auch angepasst.

So soll sich die neue Kampagne auf einen einzelnen Aspekt im Bereich Littering beschränken – wie Littering und Landwirtschaft oder Hundekot. Im Oktober wird die zuständige Gruppe, die sich innerhalb der Verwaltung um das Thema kümmert, definitiv beschliessen, wie die Kampagne 2025 aussehen soll.

Eine Frage der Zeit?

Eines haben die meisten dieser Massnahmen gemeinsam: Sie helfen vor allem die Auswirkungen zu bekämpfen und nicht das Problem. Notabene ein gesellschaftliches. Doch die Take-away-Gesellschaft ist im Wandel, die Umweltsensibilität steigt.

Auf diesen Zug steigt auch der Detailhandel teilweise auf, indem immer mehr Mehrwegbehälter angeboten werden. Und Abfalltrennung findet vermehrt auch im öffentlichen Raum statt – nicht nur an Bahnhöfen.

So hat Volketswil an zwei Bushaltestellen Recyclingstationen installiert, an denen Pendlerinnen und Pendler ihren Abfall nach Wertstoffen getrennt entsorgen können. Fünf weitere sollen noch in diesem Jahr dazukommen.

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